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CBS International Business School, 14 Mai 2020

Hanno Martens im Interview: Urlaub trotz Corona-Pandemie

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Mit den bevorstehenden Pfingstferien rückt auch die Urlaubszeit immer näher. Gerade jetzt, nachdem viele Menschen die vergangenen Monate überwiegend in den eigenen Wänden verbracht haben, steigt der Wunsch nach einem unbeschwerten Urlaub. Doch werden wir in den kommenden Monaten überhaupt in die Ferne reisen dürfen? Und wie wird sich diese Krise auf die gesamte Tourismus-Branche langfristig auswirken? Als Dozent für Tourismus Management hat uns Hanno Martens mehr über das Reisen in der Corona-Zeit, mögliche Folgen sowie Trends innerhalb der Branche erzählt.

CBS: Die weltweite Reisewarnung wurde nun auf Mitte Juni 2020 verlängert. Werden wir in diesem Jahr angesichts der besonderen Umstände überhaupt verreisen können?

Hanno Martens: Die Situation ist für Reisende, Tourismusunternehmen und Arbeitnehmer vollkommen neu, unsicher und existenziell bedrohlich. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es schwierig, die Entwicklung in den nächsten Monaten vorherzusehen, da es täglich Veränderungen und neue Ankündigungen gibt. Aber natürlich werden die Rufe nach einer Öffnung des Reiseverkehrs immer lauter, auch um Arbeitsplätze und die Tourismusunternehmen selbst zu retten. Ich bin mir sicher, dass sich in den nächsten Wochen der nationale Reiseverkehr langsam öffnen wird. Nach und nach werden dann auch unsere Nachbarländer in Europa wieder internationale Gäste aus „sicheren” Herkunftsländern zulassen. Dafür werden einige Einschränkungen, wie die 60-prozentige, maximale Auslastung in Deutschland sowie freie Tage zwischen den Buchungen über die Sommersaison in Europa bestehen bleiben. Im Moment gehe ich davon aus, dass der internationale Reiseverkehr im Juni und insbesondere im Juli und August, den beiden Hauptmonaten für den weltweiten Tourismus, wieder anziehen wird. Aber das gilt natürlich nur, wenn die Ausbreitung des Virus weiter zurückgeht oder auf niedrigem Niveau bleibt.

CBS: Welche langfristigen Auswirkungen wird die aktuelle Krise auf die Tourismusbranche haben?

Hanno Martens: Dies ist eine schwierige Frage, denn sie hängt sehr stark davon ab, wie sich diese Krise epidemiologisch, aber auch wirtschaftlich entwickelt, und wie sie das Reiseverhalten der Touristen beeinflussen wird. Kurzfristig werden vermutlich weniger Menschen international reisen: Entweder können sie es sich finanziell nicht erlauben oder sie fühlen sich noch unsicher dabei, zu verreisen. Das nationale Reiseverhalten könnte dadurch gestärkt werden. Deutschland ist ein typisches Land des Outbound-Tourismus: Deutsche Touristen geben etwa 75 Milliarden Euro im Ausland aus, wohingegen ausländische Touristen nur etwa 35 Milliarden Euro bei uns aufwenden. Wenn ein Teil dieser 75 Milliarden im Land bliebe, könnte dies die Verluste durch weniger internationale Besucher ausgleichen. Für internationale Reiseziele, die ein Stück weit von den Einkünften durch deutsche Besucher abhängig sind, stellt dies natürlich ein großes Problem dar. Dennoch werden auch deutsche Reiseziele, Hotels etc. massiv unter dieser Krise leiden! Ich hoffe wirklich, dass Menschen, Unternehmen und Destinationen gut überleben und ihre Geschäfte nach der Krise erfolgreich weiterführen können. Auf lange Sicht werden wir einige Verschiebungen bei den Reisedestinationen und Reiseveranstaltern sehen. Wer von ihnen die Krise zu nutzen weiß, wird davon langfristig profitieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass Touristen bei ihrer Entscheidung, wohin und mit wem sie reisen, vorsichtiger werden könnten. Die Tourismusindustrie hat bereits Ende 2019 eine größere Störung erlebt, die sich möglicherweise auf das Vertrauen in die Reiseveranstalter auswirken könnte. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass sich die Branche im Jahr 2021, spätestens 2022, wieder erholen kann, sofern wir in keine globale Rezession geraten. Der Tourismus hat sich einerseits als eine sehr empfindliche Branche gegenüber Umbrüchen, wie Finanzkrisen, Epidemien und politischer Unterdrückung, erwiesen. Andererseits ist er auch eine widerstandsfähige Branche, die schneller als andere wieder ins Geschäft zurückkehrt. Menschen, die 2020 und möglicherweise 2021 Ihren Urlaub nicht in der Ferne verbringen werden, dürften nach dieser Krise ein starkes Fernweh entwickeln und wieder vermehrt reisen.

CBS: Könnte sie das Ende des Massentourismus bewirken?

Hanno Martens: Wenn wir den Massentourismus als große Gruppen von Menschen betrachten, die an die gleichen Orte und zur gleichen Zeit mit ähnlichen Absichten reisen – typischerweise Meer, Sonne und Strand in einem Urlaubsort – dann ist dies meiner Meinung nach nicht der Fall. Auch nach der Krise wird diese Form des Reisens für viele Menschen die billigste und attraktivste bleiben. Nichtsdestotrotz sind das Bewusstsein über die negativen Auswirkungen des Tourismus und die politischen Restriktionen starke Einflüsse, die Unternehmen dazu drängen, soziale und ökologische Belange stärker zu respektieren. Es ist möglich, dass der Kampf um immer niedrigere Preise bei Fluggesellschaften und Hotels nachlässt und langfristig zu höheren Reisepreisen führt. Kurzfristig könnten die Preise jedoch sogar sinken, da das Angebot die Nachfrage deutlich übersteigt und die Unternehmen darum kämpfen, dass Kunden für die Sommermonate bei ihnen buchen. Ich erwarte diese Entwicklung jedoch nicht für den Deutschlandurlaub diesen Sommer, da ich eine hohe Nachfrage erwarte, aber aufgrund der Beschränkungen ein geringeres Angebot vorhanden sein wird.

CBS: Welche kreativen Maßnahmen oder Initiativen im Umgang mit der Krise finden sich innerhalb der Branche?

Hanno Martens: Erstens ist es für alle Unternehmen, insbesondere für die Reiseveranstalter, sehr wichtig, das Vertrauen ihrer Kunden zu bewahren. Konkret bedeutet das, ehrlich zu informieren, Zahlungen unkompliziert zu erstatten, höflich und respektvoll in Kontakt zu bleiben und sich gewissenhaft auf alle Gesundheitsvorschriften vorzubereiten. Zweitens ist es entscheidend, an den Plänen b und c zu arbeiten. Hotels, die bereit sind, sich vorübergehend in Gesundheitseinrichtungen umzuwandeln, oder Reiseveranstalter, die ihr Angebot auf nationale Reisen umstellen, können dazu beitragen, in den nächsten Wochen und Monaten etwas Liquidität zu gewinnen. Drittens sind virtuelle Ergänzungen des Reisens oder virtuelle Formen des Reisens auf dem Vormarsch und eine Chance, das Fernweh auszulösen und mit potenziellen Besuchern in Kontakt zu bleiben. Hier entwickelt z.B. unser Dozent Toni Sillanpää eine Plattform für Telepräsenz-Tourismus und arbeitet nun mit Philip Eichkorn von Take Memories zusammen. Solche Projekte sind sehr interessant und werden durch diese Krise weiter vorangetrieben. Wir diskutieren solche Entwicklungen ausgiebig in unseren Studiengängen „International Tourism Management“ (Bachelor of Arts) und „Tourism and Sustainable Management“ (Master of Arts).

CBS: Vielen Dank für das Interview!

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