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Könnte die Corona-Pandemie zu einem langfristigen Umdenken in der Wirtschaft führen? Oder wird ihre Schockwirkung auf die Wirtschaft schon bald wieder verflogen sein? Anlässlich Ihrer Ernennung zum Mitglied des Interim Management Council der PRME Initiative, der UN Global Compact Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung, haben wir ein Interview mit CBS-Präsidentin Prof. Dr. habil. Lisa Fröhlich zur Bedeutung von nachhaltigem Management für die Wirtschaft und in der Hochschulausbildung geführt.
Prof. Dr. Lisa Fröhlich: In meiner Arbeit sehe ich mich den 17 Zielen der Agenda 2030 besonders verpflichtet. Die UN hat mit ihnen einen Rahmen geschaffen, der alle Länder dieser Welt vereint, um gemeinsame Lösungen für soziale und ökologische Probleme unserer Zeit zu finden. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass noch ein großes Delta zwischen unserem Wissen um die Chancen des nachhaltigen Managements und dem wirtschaftlichen Handel vieler Unternehmer besteht. Hier sehe ich auch die Hochschulen und Business Schools in der Verantwortung, ihre Studierenden zu verantwortungsbewussten, wertbasierten Managern – sogenannten True Leader – auszubilden. An der CBS verfolgen wir dieses Ziel seit über 10 Jahren durch Lehrmethoden für nachhaltiges Management, die im Mittelpunkt der Curriculumsentwicklung stehen. Unser Lehrpläne sind darauf ausgelegt, dieses neue Managementverständnis zu vermitteln und langfristig in die Unternehmen zu tragen, wobei wir auf unsere guten und vielfältigen Kontakte in die Wirtschaft zurückgreifen können. Durch meine Tätigkeit bei der PRME Initiative kann ich die Vision der CBS „internationalisieren“ und gemeinsam mit den Top-Universitäten der Welt Angebote schaffen, die auf die jeweiligen nachhaltigen wirtschaftlichen Herausforderungen unterschiedlicher Länder einzahlen.
Prof. Dr. Lisa Fröhlich: Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen werden uns noch viele Monate, wenn nicht Jahre beschäftigen. Aber ich bin überzeugt davon, dass die Menschheit erfinderisch ist – wir werden auch diese Krise meistern! Mein Wunsch an die Unternehmen, aber auch an die Politik, lautet, dass sie aus dieser Krise lernen und die Herausforderungen globaler Lieferketten ernst nehmen sollten. Wir müssen einfach besser vorbereitet sein auf Risiken, die aus ökologischen und sozialen Katastrophen entstehen – Tsunamis, Vulkanausbrücke, Wasserknappheit, Flüchtlingsströme. Darauf müssen wir Antworten finden! Die Bildung ist dabei wichtiger denn je, denn nur mit qualifizierten MitarbeiterInnen können wir neue Zukunftsstrategien im Dreiklang Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Globalisierung entwerfen. Dazu bedarf es meiner Ansicht nach aber einer Rückbesinnung auf die Grundwerte unserer Gesellschaft und wir müssen uns die Frage stellen, in welcher Welt wir leben wollen. Diese Frage stellen wir uns gerade in der PRME Initiative und versuchen zu definieren, welchen Beitrag Business Schools zur Umsetzung dieser Vision leisten können.
Prof. Dr. Lisa Fröhlich: Diese Krise darf nicht nur zu kurzfristigen Anpassungen führen! Wir müssen unser Wirtschaften grundsätzlich hinterfragen, ein neues Werteverständnis für Management erarbeiten und vor allem auch sicherstellen, dass wir als Ausbildungsstätte diesem Anspruch gerecht werden. Leider folgen immer noch zu viele Business Schools dem mechanistischen Weltbild und rechtfertigen all ihr Tun durch reine Profitmaximierung. Dabei ist eine Gewinnsteigerung auch möglich, wenn wir uns von rein quantitativen Zielwerten hin zu mehr Qualität bewegen. Natürlich benötigt Veränderung immer Zeit, ist mitunter schmerzhaft und erfordert Verzicht. Wir sollten diese Krise dennoch als Chance verstehen, genau diesen neuen, nachhaltigen Weg des Wirtschaftens konsequent zu verfolgen, ganz im Sinne Churchills: „Never miss a good crisis“. Kein Wissenschaftler hätte gedacht, dass über Teilen Chinas nach nur einem Monat Produktionsstillstand der Himmel wieder blau ist und im Canale Grande die Delphine schwimmen – das ist doch Motivation genug zu versuchen, das ökologische Gleichgewicht und die soziale Gerechtigkeit wieder in unsere Welt zurück zu holen.
Prof. Dr. Lisa Fröhlich: Wenn ich ganz ehrlich bin, hat bei mir zu Beginn der Coronakrise der Frust überwogen. Seit zehn Jahren lehre ich nun nachhaltiges Lieferkettenmanagement und vermittle unseren Studierenden die Bedeutung von Transparenz in Lieferketten, von Supply Chain Mapping und noch vielem mehr. Mit Beginn der Krise wurde deutlich, dass kein Unternehmen auf Veränderungen dieser Art vorbereitet ist. Meine Motivation ist aber bald zurückgekehrt, denn wir arbeiten bei der PRME Initiative gemeinsam an der Schnittstelle zwischen Ausbildung und Anwendung in den Unternehmen. Es ist unsere Aufgabe als Business School die Brücke zwischen unseren Studierenden und den Unternehmen zu schlagen: An der CBS bilden wir qualifizierte Führungspersönlichkeiten aus, die auch nach der Krise dringend benötigt werden. Unser Qualitätsanspruch an die Hochschulausbildung ist seit jeher sehr hoch und durch die Zusammenarbeit mit der PRME Initiative können wir von den Besten Lernen und gestalten die Zukunft eines neuen, wertebasierten Managements aktiv mit.
CBS: Vielen Dank für das Interview!
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