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Prof. Edward Freeman, der Begründer der Stakeholder-Theorie, stand uns im Vorfeld der 8th International Conference on Sustainability & Responsibility für ein Interview zur Verfügung. Wir sprachen mit ihm darüber, wie Stereotype von “Akademikern” und “Praktikern” im Hinblick auf eine positive gesellschaftliche Veränderung überwunden werden können, und diskutierten die Bedeutung der Kommunikation zwischen diesen Gruppen.
Edward Freeman: Mein Verständnis davon unterscheidet sich vielleicht von dem, wie andere dies einordnen. Ich wollte nur verstehen, was “Business” wirklich bedeutet. Ich hatte damals erst kurz meinen Doktortitel in Philosophie erhalten, hatte keine Erfahrung in der Wirtschaft gesammelt, und ich fand mich bei einem Post-Doc in Wharton wieder. Es schien mir, als würde jedes Unternehmen, das ich sah, versuchen, einen Wert für seine Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter, Gemeinden und Finanziers zu schaffen. Ich hielt dies für gesunden Menschenverstand und nicht für eine “Theorie”. In den letzten 40 Jahren habe ich versucht, dieses Verständnis voranzutreiben. Ich bekomme viel zu viel Anerkennung für die “Stakeholder-Theorie”.
Edward Freeman: Wieder einmal muss ich gestehen, dass ich etwas naiv bin. Ich wusste nicht, dass Business Schools und Wirtschaftstheoretiker “Business” von “Ethik” (und Verantwortung) trennen. Ich habe versucht, nützliche Antworten auf die Fragen von (1) Wie können Unternehmen in Zeiten von Instabilität und Unsicherheit erfolgreich sein? (2) Wie gehen wir mit der Frage der Ethik des Kapitalismus um? und (3) Was sollten wir an Business Schools unterrichten? zu finden. Geschäft und Verantwortung schienen mir schon immer eng miteinander verbunden zu sein. Ursprünglich dachte ich, dass der Positivismus längst tot sei, nachdem er zumindest von Wittgenstein und den pragmatischen Philosophen der 1950er Jahre abgelöst wurde. Ich war überrascht, ihn (besonders heute) lebendig und erfolgreich an Business Schools auf der ganzen Welt zu finden.
Edward Freeman: Eine der größten Herausforderungen ist es, mit den unglaublichen technologischen Fortschritten Schritt zu halten. Da das technisch unmöglich ist, ist es unerlässlich, anderen vertrauen zu können. Die Rolle von Ethik und Integrität ist heute wichtiger denn je.
Edward Freeman: Sie liegen im gegenseitigen Zuhören und Vertrauen. Akademiker sind nicht die besten Zuhörer, und Praktiker sind nicht immer unvoreingenommen. Die Herausforderungen in der Kommunikation sind ziemlich groß. Einer der Höhepunkte der vergangenen Konferenz bestand in der freien Zeit, die man mit anderen Wissenschaftlern und Praktikern verbringen konnte. Wir alle sind darauf bedacht, bessere Beziehungen und mehr Kommunikation untereinander zu etablieren.
Edward Freeman: Vielleicht werden aus unserer Kommunikation untereinander einige neue Ideen hervorgehen, die, in Projekten umgesetzt, etwas bewegen können. Alte Stereotypen über “Akademiker” und “Praktikern” über Bord zu werfen, kann hier sehr hilfreich sein.
Edward Freeman: Konferenzen können Menschen dazu inspirieren, wichtige Aufgaben zu übernehmen. Ich sehe das als Teil meiner Aufgabe als Akademiker: Kollegen, Studierenden und Praktikern zu inspirieren, herauszufinden, wie sie Werte für ihre Interessengruppen schaffen und die Welt zu einem besseren Ort für unsere Kinder machen können. Vielen Dank für Ihre Zeit!
R. Edward Freeman ist Universitätsprofessor und Elis and Signe Olsson Professor für Betriebswirtschaftslehre; Senior Fellow des Olsson Center for Applied Ethics; Academic Director des Business Roundtable Institute for Corporate Ethics und Co-Academic Director des Institute for Business in Society. Er ist zudem außerordentlicher Professor für Stakeholder-Management an der Copenhagen Business School und außerordentlicher Professor an der Monash University (Melbourne). Prof. Freeman lehrte zuvor an der University of Minnesota und der Wharton School, University of Pennsylvania. Freemans neuestes Buch, Business: The New Story, mit Bidhan Parmar und Kirsten Martin, wird nächstes Jahr im Verlag Columbia University Press veröffentlicht werden. Sein früheres Werk Stakeholder Theory: The State of the Art, wurde 2010 in der Cambridge University Press veröffentlicht (gemeinsam mit J. Harrison, A. Wicks, B. Parmar und S. de Colle). Er ist Autor oder Herausgeber von über zwanzig Bänden und hundert Artikeln in den Bereichen Stakeholder-Management, Geschäftsstrategie und Geschäftsethik. Freeman ist vielleicht am bekanntesten für sein preisgekröntes Buch: Strategic Management: A Stakeholder Approach, veröffentlicht im Jahr 1984. Prof. Freeman hat einen Ph.D. in Philosophie von der Washington University und einen B.A. in Mathematik und Philosophie von der Duke University. Vor Kurzem erhielt er vier Ehrendoktorwürden für Wirtschaft und Management (DHC) von der Comillas University in Madrid, der Radboud University in Nijmegen, der Hanken School of Economics in Helsinki und der Sherbrooke University in Kanada für seine Arbeiten über die Stakeholder-Theorie und Wirtschaftsethik. Prof. Freeman ist ein lebenslanger Student der Philosophie, der Kampfkunst und des Blues. Er ist Mitbegründer von Red Goat Records, LLC. Weitere Informationen zu Prof. Freeman unter: www.REdwardfreeman.com
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