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Traumhafte Strände, abenteuerliche Landschaften und pulsierende Städte. Glaubt man Kolumbiens letzter Werbekampagne ist die einzige Gefahr, die dort lauert, für immer bleiben zu wollen.
Wenn wir in unseren sicheren Wohnzimmern sitzend an Kolumbien denken, drehen sich die ersten Gedanken meist um Drogenkriege, politische Unruhen, Entführungen, Kriminalität und Korruption. Reisewarnungen des DAAD und die Verbreitung von Nachrichten über negative Ereignisse vermitteln uns den Eindruck, dass wir Kolumbien als Reiseland eher meiden sollten. Dass bereits seit der Jahrtausendwende eine Sicherheitsstrategie für eine kontinuierliche Verbesserung der Sicherheitslage sorgt, wird hingegen wenig kommuniziert.
Wer sich aller Warnungen zum Trotz selbst ein Bild des Landes macht, wird schnell feststellen, dass Kolumbien eine große Vielfalt an Besonderheiten zu bieten hat: Eine Reise durch das Land gleicht einem Tanz durch Historie und Moderne. Angefangen bei der Hauptstadt Bogotá, welche kaum einen größeren Kontrast zwischen der kolonialen Vergangenheit des Landes und moderner Entwicklungen bieten könnte. Durch grüne Berglandschaften, vorbei an Kaffee- und Tabakplantagen, Weingütern und historischen Dörfern geht es weiter in die zweitgrößte Stadt Kolumbiens, Medellín. Jahrzehnte lang galt diese Stadt als der gefährlichste Ort der Welt. Doch die Drogenkartelle von damals sind zerschlagen, die blutigen Zeiten Geschichte. Pablo Escobar findet sich nur noch auf makabren Mitbringseln für die Daheimgebliebenen wieder. Die bemerkenswerte positive Entwicklung resultierte darin, dass Medellín 2013 vom Wall Street Journal zur innovativsten Stadt der Welt ernannt wurde. Zudem war die Stadt im September 2015 Austragungsort der 21. Versammlung der Weltorganisation für Tourismus (UNWTO). Im Jahre 2007 war Kolumbien mit der Versammlung in dem kolonialen Küstenort Cartagena bereits einmal Austragungsort.
Positive Entwicklungen und soziale Veränderungen sind auch in der kolumbianischen Tourismusbranche erkennbar. Das selbstauferlegte Ziel des Tourismusministeriums ist es, den Tourismus nachhaltig und auf Verantwortung und gegenseitigem Respekt begründet zu gestalten. Dass Touristen offenherzig willkommen geheißen werden, spüren sie schnell beim gemeinsamen Genuss eines „Chicha“ und einer Runde Salsa, Cumbia oder Champeta. Zusätzlich zu den sozialen Veränderungen hat auch der Umweltschutz stark an Bedeutung gewonnen. Laut Environmental Performance Index 2010 (EPI) darf Kolumbien sich sogar zu den zehn Ländern der Welt zählen, die ihre Umwelt am besten schützen. Insgesamt beherbergt das Land 56 Nationalparks und Naturschutzgebiete und acht UNESCO Weltkulturerben. So ist das Land zu einem beliebten Ziel für Wander- und Reitreisen, sowie Abenteuersportarten wie Rafting, Mountainbiking oder Klettern geworden. Mehrere Schutzgebiete, beispielsweise im Páramo Gebiet, bieten auch Tierliebhabern und –schützern einzigartige Erlebnisse wie die Beobachtung von Brillenbären und Tapiren.
Mit 2 Millionen Touristen pro Jahr und einem Wachstum von 12,7% innerhalb der letzten 10 Jahre können neben dem Sicherheitsprogramm auch die Marketingaktivitäten Kolumbiens Erfolg aufweisen. Unter dem Slogan „Kolumbien ist wahre Magie“ werden Vertrauen auf internationaler Ebene, eine konsistente Politik und ein friedliches Klima vermarktet, alles dreht sich rund um den magischen Realismus. Doch trotz erfolgreicher Kampagnen, trotz aller Sicherheitsmaßnahmen werden im Süden des Landes weiterhin Guerillakämpfe ausgetragen. Die ständigen politischen Auseinandersetzungen zwischen dem Militär und der Guerilla-Organisation Revolutionäre Streitkämpfe Kolumbiens (FARC) führen regelmäßig zu Bombenanschlägen, auch entlang der berühmten Panamericana Straße. Die Risiken beschränken sich mittlerweile auf den südlichen Teil des Landes, sind hier aber weiterhin präsent und beeinflussen die Infrastruktur des Landes stark.
Betrachtet man ganz Kolumbien als Reiseland wurden also beeindruckende Erfolge erzielt. Zum einen hat Kolumbien einen Wandel vom einst als gefährlich und unsicher zu bereisenden hin zu einem größtenteils modernen und sicheren Reiseland erfahren. Der Tourismus ist mittlerweile auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt begründet. Sicherheitsprogramme schützen Touristen und Einheimische und ermöglichen ein sorgloses Bereisen des Landes. Mit diesen Entwicklungen sind solide Ansätze vorhanden, dennoch bleibt ein großes Entwicklungspotential, insbesondere im Süden des Landes. Die „wahre Magie“ wird am Ende doch noch von viel Realismus überstrahlt.
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